Behandlungsmethoden

Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)

Es wird davon ausgegangen, dass die Art und Weise, wie wir denken, steuert, wie wir uns fühlen und verhalten und wie wir körperlich reagieren. Es besteht also ein untrennbarer Zusammenhang zwischen menschlichem Denken (Kognitionen), Fühlen und Handeln. Die Art und Weise, wie wir denken fühlen und handeln wird zu einem großen Teil im Laufe der Entwicklung erlernt. Viele erlernte Verhaltensweisen werden im Laufe der Entwicklung automatisiert, wir reagieren also unbewusst oder spontan.
Die Methoden der KVT unterstützen:

  • die Bewusstmachung von Denkweisen (Kognitionen)
  • die kritische Überprüfung von Kognitionen und Schlussfolgerungen auf ihre Angemessenheit,
  • die Korrektur von irrationalen oder dysfunktionalen Einstellungen und
  • der Transfer der korrigierten Einstellungen ins konkrete Verhalten

Die kognitive Therapie stellt somit die aktive Gestaltung des Wahrnehmungsprozesses in den Vordergrund, weil in nicht die objektive Realität, sondern die subjektive Sicht des Individuums über sein Verhalten entscheidet. Ist die Kognition bereits inadäquat, ist auch die Möglichkeit beeinträchtigt, Emotion und Verhalten zu korrigieren. Weder nur spontanes, emotional getriebenes Verhalten noch rein rationale Reaktionen sind hilfreich. Beides sollte in Balance zueinander stehen.

Entspannungstechniken

Bei Kindern im Vor- und Grundschulalter werden in sogenannten Phantasiereisen häufig verschiedene Techniken miteinander kombiniert:

  • Achtsamkeitsübungen
  • PMR
  • Autogenes Training
  • Imaginationstechniken
Systemische Methoden

Hier werden positive Veränderungen der Beziehungen zwischen den Mitgliedern von Familien angestrebt. Dabei wird betont, dass die Qualität der Kommunikation zwischen den einzelnen Familienmitgliedern sowie die Entwicklung von Verständnis und Empathie füreinander ein wesentlicher Faktor für das Funktionieren des familiären Systems und das Wohlergehen aller Familienmitglieder ist. Diese unterschiedlichsten Techniken teilen die Grundannahme, dass bei der Behandlung psychischer Störungen von Kindern und Jugendlichen die enge Einbeziehung der Familie in den Therapieprozess die Effektivität der Therapie steigert. Vor allem bei Überforderung der Familie durch besondere Belastungen oder traumatische Ereignisse können familientherapeutische Interventionen erforderlich sein und finden im Rahmen eines bewältigungsorientierten Ansatzes statt.
Bei diesen Methoden liegt der Schwerpunkt zumeist auf die Aktivierung und Stärkung der Ressourcen der Familie, die zur selbständigen Lösung der familiären Probleme verfügbar sind. Die Therapeut*innen setzen Impulse, geben Anregungen und versuchen gemeinsam mit der gesamten Familie Lösungswege und Handlungsmöglichkeiten zu erarbeiten.

Im Rahmen eines Trainings sozialer Kompetenzen sind das Einüben zwischenmenschlicher Fertigkeiten und Konfliktlösungsstrategien ein wesentlicher Bestandteil. Diese können zum Beispiel im Rollenspiel oder als Kommunikationstraining angewendet werden.

Im Rahmen von Gesprächen mit dem sozialen Umfeld (Erzieher*innen, Lehrer*innen, Sonderpädagog*innen oder auch Sozialarbeiter*innen wird ebenso die Aktivierung und Stärkung der Ressourcen im Umfeld, die zur selbständigen Lösung beitragen können angestrebt.

Spezielle Methoden bei Traumafolgestörungen

Die Behandlung von Traumafolgestörungen unterteilt sich in 3 Phasen:

  1. Stabilisierung und Ressourcenaktivierung
  2. Traumabearbeitung
  3. Integration

Eine Traumabearbeitung (Exposition mit dem ursprünglichen traumatischen Ereignis) ist nicht in jedem Fall sinnvoll und notwendig. Ist diese indiziert, wenden wir verschiedene Techniken an, je nach individuellen Voraussetzungen des Kindes, Jugendlichen und den Bezugspersonen.

  • Trauma-fokussierte kognitiv-behaviorale Therapie (Traumanarrativ)
  • Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR) nach Francine Shapiro
  • Traumabezogene Spieltherapie
  • Narrative Expositionstherapie für Kinder KIDNET
Konfrontationsverfahren

Diese Verfahren werden vorwiegend bei Ängsten, Phobien, Panik- und Zwangsstörungen angewendet. Sie zielen darauf ab, Vermeidungsstrategien schrittweise abzubauen und eine emotionale Gewöhnung (Habituation) herbeizuführen. Dabei wird nach einer ausführlichen Vorbereitungsphase gezielt mit dem ursprünglich angstauslösenden Reiz (Stimuli) konfrontiert bis keine Ängste mehr auftreten oder diese ausreichend reduziert sind. Expositionsverfahren können zum einen in massierter oder graduierter (abgestufter) Form sowie in vivo (real) oder in sensu (gedanklich) angewandt werden. Die Dauer und das Ausmaß des Selbstmanagements (Konfrontationen erfolgen in Eigenregie, als Übungen im Alltag) können variiert werden. Nicht selten werden Expositionsverfahren kombiniert mit KVT und Entspannungstechniken.

Operante Verfahren

Bei den operanten Verfahren wird ein Verhalten mittels Verstärkung (Belohnung) oder Bestrafung (Reduzierung der Verhaltenshäufigkeit) modifiziert. Positive Verstärkung geschieht durch Zuführung von angenehmen Reizen, negative Verstärkung durch Wegnahme von unangenehmen Reizen. Direkte Bestrafung erfolgt durch Zuführung von unangenehmen Reizen, indirekte Bestrafung durch Wegnahme von angenehmen Reizen.
Solche Techniken vermitteln wir meistens im Rahmen eines separaten Elterntrainings. Hier erlernen Bezugspersonen zum Beispiel den Umgang mit:

  • Anwendung einer Spielzeit
  • Token-Systemen (Token economy)
  • Time-out-Technik
  • Kontingenzverträgen (Zielverhalten und Verstärker werden genau (schriftlich) festgelegt
Spieltherapeutische Methoden

Das Spiel ist für Kinder bis hinein in die Vorpubertät ein wichtiges Medium, mit dessen Hilfe sie sich neuen Erfahrungen stellen, Lern- und Übungsprozesse vertiefen sowie Erlebnisse verarbeiten. Dieses ganzheitliche, hoch motivierte Lernen wird für therapeutische Prozesse als Ergänzung zur Kognitiven Verhaltenstherapie gezielt genutzt.

Das therapeutische Spiel unterscheidet sich deutlich vom alltäglichen Spiel Erwachsener mit Kindern. Das Kind erhält in diesem Rahmen 100%ige Aufmerksamkeit und führt weitestgehend Regie. Das Spiel des Kindes wird als Ausdruck inneren Erlebens verstanden. Die Therapeut*innen begleiten das Kind im Spiel und versuchen emotionale unbewusste Prozesse des Kindes zu verstehen und zu versprachlichen.